2024: Ein Übergangsjahr für VDL Groep

Wie bereits erwartet, gestaltet sich 2024 für VDL Groep schwieriger als das Vorjahr. Dies ist auf eine Kombination verschiedener, sich direkt auf das Ergebnis auswirkender Faktoren zurückzuführen, wie der weitere Abbau bei VDL Nedcar, Probleme aufgrund des Lieferrückstands im Geschäftsbereich Busse, Marktverzögerungen und steigende Kosten (Löhne, Renten, Gesetzgebung). Der kombinierte Umsatz ist zurückgegangen. Positiv ist jedoch, dass ohne Berücksichtigung des Geschäftsbereichs Automontage eine leichte Umsatzsteigerung verzeichnet wurde. Der Umsatz wird im zweiten Halbjahr 2024 vermutlich dem der ersten Jahreshälfte entsprechen. Hinsichtlich des Ergebnisses wird voraussichtlich eine zaghafte Erholung einsetzen.

Im ersten Halbjahr 2024 belief sich der kombinierte Umsatz auf 2,1 Mrd. Euro (im Vergleich zu 3,2 Mrd. Euro im ersten Halbjahr 2023). Ohne Berücksichtigung des Geschäftsbereichs Automontage entspricht dies einem Anstieg um 2,4 Prozent und mit Berücksichtigung dieses Geschäftsbereichs einem Rückgang um 34 Prozent. Das Nettoergebnis belief sich im ersten Halbjahr 2024 auf 3,3 Mio. Euro, im Vergleich zu 42 Mio. Euro im Vorjahr. Der Auftragsbestand von VDL Groep verzeichnete in diesem Kalenderjahr (ohne Berücksichtigung des Geschäftsbereichs Automontage) bisher einen leichten Anstieg und belief sich in KW 35 auf 1.885 Mio. Euro. Die Anzahl der Mitarbeitenden ist seit Anfang 2024 um ungefähr 900 auf 14.356 Mitarbeitende gesunken.

„Ein turbulentes erstes Halbjahr“

Willem van der Leegte, der Vorstandsvorsitzende von VDL Groep: „Wir haben ein turbulentes erstes Halbjahr hinter uns, was unter anderem auf die Entwicklungen bei VDL Nedcar, die Folgen der Lieferverzögerungen bei unseren Bussen und die Übernahme von Geschäftsbereichen von Van Hool zurückzuführen ist. Wir waren uns der Tatsache bewusst, dass der Wegfall der Aktivitäten bei VDL Nedcar zu einem beträchtlichen Umsatzrückgang führen würde. Ohne Berücksichtigung von VDL Nedcar konnten wir im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr jedoch ein leichtes Umsatzwachstum verzeichnen. Da wir in unseren Wachstumsmärkten gut positioniert sind, bleibt unser Auftragsbestand trotz der Zurückhaltung auf dem Markt auf hohem Niveau.“

Zulieferungen

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Zulieferungen ist von 1.321 Mio. Euro Mitte 2023 auf 1.393 Mio. Euro gestiegen. Dieser Anstieg um 5 Prozent ist der Tatsache zu verdanken, dass die in diesem Bereich tätigen Tochterunternehmen in den Wachstumsmärkten von VDL (Hightech, Mobility, Energy, Infratech und Foodtech) gut positioniert sind. Dank der Konzentration auf hochwertige Innovationen und langfristige, stabile Beziehungen zu Kunden und anderen Partnern wird VDL von seinen Kunden neben der Produktion auch immer öfter mit der Entwicklung beauftragt. Da VDL Groep über Niederlassungen auf den drei wichtigsten Kontinenten verfügt, können auch vor geopolitischen Herausforderungen stehende Kunden bedient werden. Die Stagnation in einigen Branchen wird zur weiteren Verbesserung der Verfahren und Stärkung der Lieferketten genutzt. Der Geschäftsbereich Zulieferungen ist gewinnbringend.

Automontage

Letztes Jahr belief sich der Umsatz von VDL Nedcar im ersten Halbjahr auf 1.262 Mio. Euro. Dieses Jahr ist der Umsatz in diesem Zeitraum auf 176 Mio. Euro zurückgegangen. Bei VDL Nedcar standen im ersten Halbjahr 2024 die Einstellung der umfangreichen Autoproduktion für Dritte und der infolgedessen erforderliche Personalabbau im Mittelpunkt. Der Geschäftsbereich Automontage ist verlustbringend.
Auf dem Werksgelände in Born (NL) wird zurzeit alles darangesetzt, um künftig als vielseitiger Entwicklungs- und Fertigungspartner fungieren zu können. Diverse nachhaltige Mobilitätslösungen, wie u. a. die Montage von Batteriepacks im Mobility Innovation Centre und die Montage von Fahrzeugen sowie Ausgangskontrollen für verschiedene Auftraggeber bei VDL Special Vehicles, beginnen immer mehr Gestalt anzunehmen. Außerdem werden Gespräche mit Behörden über Aktivitäten für andere Industriebranchen in Born geführt.

Busse

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Busse ist um 14 Prozent gesunken, von 153 Mio. Euro im Vorjahr auf 132 Mio. Euro. Dies ist vor allem auf die Folgen der Lieferkettenprobleme zurückzuführen, die zu Lieferverzögerungen bei den Bussen geführt haben. Mittlerweile sind die Lieferungen wieder in Gang gekommen. Auch international gewinnen die neuen elektrischen Stadtbusse – die neue Generation des VDL Citea – im Straßenbild immer mehr an Bedeutung, wie unter anderem in Belgien, Deutschland und Finnland. VDL Bus & Coach wird sich in nächster Zeit vor allem auf die weitere Wettmachung des Lieferrückstands konzentrieren. Im Bereich Reisebusse wird auf die Einführung der dritten Generation des VDL Futura hingearbeitet, die 2025 erfolgen wird. Der Geschäftsbereich Busse ist verlustbringend.
Die europäische Busindustrie kämpft schon seit längerem mit großen Schwierigkeiten. Vor allem im Hinblick darauf stellte die Übernahme von Geschäftsbereichen des insolventen flämischen Busherstellers Van Hool im ersten Halbjahr 2024 eine auffallende Entwicklung dar. VDL hatte drei gute Gründe für diese Übernahme: einige der Produkte von Van Hool sind eine hervorragende Ergänzung des Produktportfolios von VDL Bus & Coach, der amerikanische Vertreiber ABC Companies bietet einen dauerhaften Zugang zum nordamerikanischen Markt und die Van Hool-Busfabrik in Nordmazedonien, in der die Busse für Nordamerika gebaut werden, trägt mit ihrem Know-how und ihrer Wettbewerbsfähigkeit zur weiteren Stärkung von VDL Bus & Coach bei. Der Schwerpunkt dieser Übernahme liegt auf den Aktivitäten von Van Hool im Bereich Reisebusse. Nahverkehrsbusse werden von VDL Bus & Coach in Roeselare (BE) und Valkenswaard (NL) gebaut. Dank der Übernahme der Geschäftsbereiche von Van Hool wurden 1600 Arbeitsplätze in der europäischen Busindustrie gerettet. In Bezug auf die Arbeitsplätze stellt diese Übernahme somit die zweitgrößte in der Geschichte von VDL Groep dar.

Fertigprodukte

Die zum Geschäftsbereich Fertigprodukte gehörenden VDL-Betriebe haben im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatz von insgesamt 432 Mio. Euro erzielt, während sich der Umsatz im ersten Halbjahr 2023 auf 437 Mio. Euro belief. Diese Stabilisierung zeigt, dass die Betriebe dieses Geschäftsbereichs trotz schwieriger externer Bedingungen, wie unter anderem Marktverzögerungen, in allen Bereichen gut aufgestellt sind. Der Geschäftsbereich Fertigprodukte ist gewinnbringend.

Prognose

Das Ergebnis wird sich im zweiten Halbjahr 2024 voraussichtlich trotz der stagnierenden Marktentwicklungen erholen und der Umsatz wird ungefähr dem des ersten Halbjahres entsprechen. Aufgrund der zahlreichen Herausforderungen wird ohne Berücksichtigung des Geschäftsbereichs Fahrzeugmontage im Vergleich zu 2023 voraussichtlich ein leichtes Umsatzwachstum um 0 bis 5 Prozent erzielt.