VDL Groep erholt sich nach schwierigem erstem Halbjahr im Laufe des Jahres 2024

Das Jahr 2024 verlief für VDL Groep erwartungsgemäß schlechter als das Vorjahr. Das Unternehmen sah sich mit einer Reihe von Ereignissen mit unmittelbaren Auswirkungen konfrontiert: dem Abbau bei VDL Nedcar, Problemen durch Materialknappheit und dadurch verzögerte Auslieferungen von Bussen, stagnierenden Marktentwicklungen und gestiegenen Kosten (Löhne, Energie, Zinsen, gesetzliche Vorschriften). Nach einem schwachen ersten Halbjahr erholte sich das Ergebnis in der zweiten Jahreshälfte 2024. Ohne Berücksichtigung des Geschäftsbereichs Fahrzeugmontage wurde der höchste Jahresumsatz aller Zeiten erzielt. Für 2025 wird mit einem gleichbleibenden Umsatz und einer weiteren Erholung des Ergebnisses gerechnet.
Der kombinierte Jahresumsatz belief sich 2024 auf 4,281 Mrd. Euro und ging damit im Vergleich zum Umsatz des Rekordjahres 2023 (6,354 Mrd. Euro) um über 30 Prozent zurück. Das Nettoergebnis sank von 82 Mio. Euro im Jahr 2023 um fast 20 Prozent auf 66 Mio. Euro. Der Auftragsbestand belief sich in KW 11 von 2025 (ohne den Geschäftsbereich Fahrzeugmontage) auf 1,932 Mrd. Euro im Vergleich zu 1,864 Mrd. Euro in KW 11 von 2024, was einem Anstieg um 4 Prozent entspricht. Die Anzahl der Mitarbeitenden blieb seit Anfang 2025 unverändert und beträgt ungefähr 13.800.
„Konzentration auf große Herausforderungen“
Willem van der Leegte, der Vorstandsvorsitzende von VDL Groep, erläutert: „Wir haben uns 2024 hauptsächlich auf die großen Herausforderungen, nämlich den Abbau bei VDL Nedcar in Born, die aufgrund der Corona-Pandemie entstandenen Probleme in den Lieferketten und die infolgedessen verzögerte Auslieferung von Bussen, konzentriert. Diese Herausforderungen haben wie erwartet erhebliche Auswirkungen auf unsere Jahresbilanz. Dennoch haben wir weiter nach Möglichkeiten gesucht und mit Van Hool eine der größten Übernahmen in unserer Geschichte getätigt. Damit konnten rund 1600 Arbeitsplätze in der Busindustrie erhalten und unsere Position als Bushersteller weiter gestärkt werden. Die Integration von Van Hool in unser Unternehmen verläuft problemlos.“
Zulieferungen
Der Umsatz des Geschäftsbereichs Zulieferungen stieg von 2,733 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf 2,795 Mrd. Euro im Jahr 2024, was einem Anstieg um über 2 Prozent entspricht. Die Geschäfte in Wachstumsmärkten wie Foodtech, Infratech und Energy laufen gut. In den Bereichen Hightech und Mobility sehen sich die Tochterunternehmen mit Verzögerungen aufgrund der so genannten Abkühlung der Wirtschaft konfrontiert. Die aufgrund der Stagnation in der Halbleiterindustrie freigesetzten Mittel werden genutzt, um eine Beschleunigung in anderen Wachstumsmärkten, wie z. B. der Verteidigungsindustrie, zu erzielen. Im Übrigen zeichnen sich in der Halbleiterindustrie weltweit erste Anzeichen einer Erholung ab. Da die VDL-Tochtergesellschaften dieses Geschäftsbereichs auf drei Kontinenten angesiedelt sind, können sie Kunden weltweit lokal beliefern, so dass geopolitische Entwicklungen weniger Auswirkungen haben. Der Geschäftsbereich Zulieferungen ist gewinnbringend. Der Auftragsbestand des Geschäftsbereichs Zulieferungen ist stabil und beläuft sich auf 920 Mio. Euro.
Fertigprodukte
Die zum Geschäftsbereich Fertigprodukte gehörenden VDL-Betriebe erzielten im vergangenen Jahr einen Umsatz von insgesamt 792 Mio. Euro, während sich der Umsatz 2023 auf 828 Mio. Euro belief. Dieser Rückgang um über 4 Prozent lässt sich durch die Unterbringung von VDL Special Vehicles im Geschäftsbereich Fahrzeugmontage erklären. Die Unternehmen des Geschäftsbereichs Fertigprodukte sind in allen Bereichen gut aufgestellt. Der Geschäftsbereich Fertigprodukte ist gewinnbringend. Der Auftragsbestand blieb mit 481 Mio. Euro stabil.
Busse
Der Umsatz des Geschäftsbereichs Busse stieg 2024 um 67 Prozent, von 304 Mio. Euro im Jahr 2023 auf 509 Mio. Euro. Die Hauptursache hierfür ist die Zunahme der ausgelieferten Nahverkehrsbusse. Die neue Generation des VDL Citea, die 2023 in Serie ging, wurde in den Heimatmärkten Niederlande und Belgien sowie in Deutschland, Dänemark, Italien, Luxemburg und Finnland ausgeliefert. Dieses vollelektrische ÖPNV-Produkt von VDL Bus & Coach ist daher immer häufiger im europäischen Straßenbild zu sehen.
Der Geschäftsbereich Busse ist verlustbringend. Um Nachhaltigkeit und Kontinuität zu gewährleisten und der Marktnachfrage, den Umweltauflagen sowie den gesetzlichen Vorschriften gerecht zu werden, werden erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) getätigt, und zwar sowohl im Bereich des ÖPNV- als auch für des Reisebusprogramms. Mit eigenen Softwarearchitekten, -entwicklern und -testern konzentriert sich VDL Bus & Coach auf Fragen der „intelligenten“ Mobilität, wie Konnektivität, Energiemanagement und Verlängerung der Lebensdauer von Batterien.
2024 stand die Übernahme des in Konkurs gegangenen Unternehmens Van Hool im Mittelpunkt. Mit dem Zugang zum nordamerikanischen Markt, der Vervollständigung des Produktportfolios und einem modernen Buswerk in Mazedonien stärkt VDL mit dieser Übernahme seine Position als Bushersteller. Die Lieferungen eines insolventen Unternehmens dieser Größenordnung in Gang zu bringen und das Unternehmen in die VDL-Organisation zu integrieren, war keine leichte Aufgabe. Die Integration verläuft dennoch zufriedenstellend. VDL Bus & Coach und VDL Van Hool erhalten genügend Zeit, um mehr und mehr zu einem einzigen Unternehmen mit mehreren Produktgruppen zusammenwachsen.
Obwohl der Markt für Busse weiterhin eine Herausforderung darstellt, wird für 2025 im ÖPNV-Bereich eine weitere Umsatzsteigerung erwartet. Die weitere Produktionserhöhung des VDL Citea wird zu einer gesteigerten Auslieferung führen. Die Auftragsbücher für diesen elektrischen Stadtbus sind für 2025 prall gefüllt. Neben Nahverkehrsbussen wird 2025 auch der neue Reisebus von VDL (VDL Futura) auf den Markt kommen. Die ersten Exemplare dieses neuen Fahrzeugs, bei dem niedriger Energieverbrauch, maximaler Einsatz und ein optimales Reiseerlebnis im Vordergrund stehen, werden 2025 gebaut und ausgeliefert. Das Auftragsvolumen des Geschäftsbereichs Busse stieg in den vergangenen 12 Monaten von 465 Mio. Euro in KW 11 von 2024 auf 590 Mio. Euro, was einem Anstieg um 27 Prozent entspricht.
Fahrzeugmontage
Der Umsatz des Geschäftsbereichs Fahrzeugmontage ging von 2,489 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf 185 Mio. Euro im Jahr 2024 zurück. Grund für diesen Rückgang ist das Auslaufen des Produktionsvertrags mit BMW. Der Geschäftsbereich Fahrzeugmontage ist verlustbringend. Nach dem Auslaufen dieses Vertrags wurde der Schwerpunkt verlagert, um dem Standort Born eine neue Zukunft zu bieten. Diesem Prozess liegen die Kenntnisse und Erfahrungen in den Bereichen Engineering, Industrialisierung und Fertigung zugrunde. Neben dem Ausbau der Automotive-Aktivitäten von VDL Special Vehicles und VDL Mobility Innovation Centre in Born wird die Ansiedlung weiterer hochwertiger Produktionsaktivitäten am Standort angestrebt. Im VDL Mobility Innovation Centre werden Batteriepacks für Fahrzeuge montiert. VDL Special Vehicles hat sein Auftragsportfolio erweitert und unter anderem einen mehrjährigen Vertrag über die umfassende Inspektion von Zehntausenden von Personenkraftwagen pro Jahr abgeschlossen. Das Jahr 2025 steht im Zeichen der weiteren Ansiedlung neuer Aktivitäten und der Umwandlung des Standorts Born in einen nachhaltigen, autonomen Produktionsstandort für die hochwertige nationale und europäische Fertigungsindustrie, mit positiven Auswirkungen auf die Beschäftigung und die (regionale) Wirtschaft.
Prognose
Im Vergleich zu 2024 wird der Umsatz von VDL Groep 2025 voraussichtlich unverändert bleiben. Der Auftragsbestand liegt trotz der etwas abgekühlten Konjunktur auf einem stabilen, hohen Niveau von rund 2 Mrd. Euro. Das Ergebnis wird sich weiter erholen, da die einmaligen Kosten für den Abbau bei VDL Nedcar wegfallen und sich die Auslieferung von Bussen weiter verbessern wird. Die Aussichten für die Märkte Hightech und Mobility sind auf kurze Sicht etwas schwächer. Dies wird jedoch durch die Vielfalt der Aktivitäten sowie die Tatsache, dass VDL in mehreren Wachstumsmärkten (u. a. Foodtech, Infratech, Energy und Verteidigung) gut aufgestellt ist, ausgeglichen.